S t r a n d l ä u f e r
ein Fortsetzungsroman im Internet
20.3.2000/ 22.3. / 25.3./ 29.3./ 1.4. / 5.4. / 8.4. / 11.4. / 14.4. / 18.4. / 25.4. / 1.5./ 6.5. / 17.5./ 28.5./   5.6. / 19.6. / 26.6.(Ende)
Florentine war mit ihren Kindern Bill und Florian auf dem Weg zu ihrem Mann Scott nach Holland. Er arbeitete als Lehrer in einer Grundschule. Da die drei aus der Stadt kamen, freuten sie sich auf das Meer. Bill äußerte während der Fahrt den Wunsch segeln zu lernen. Er hatte sechs Wochen Zeit dafür.
Florian meinte: "Ich finde es gar nicht so toll, dass wir hier sind. Ich habe in zwei Wochen Geburtstag. Ich werde 16 Jahre alt und kenne keinen Menschen auf der Insel."
"Terschelling ist eine sehr schöne Insel!", meinte seine Mutter. "Es machen viele Jugendliche hier Urlaub. Du findest bestimmt schnell Freunde. Das gilt auch für dich Bill. Ihr seid 15 und 17 Jahre alt. Da werdet ihr doch keine Schwierigkeiten mit Kontakten haben! Außerdem: Freut ihr euch gar nicht auf euren Vater?"
"Doch schon", antworteten Bill und Florian fast gleichzeitig.
"Guckt euch doch erst mal alles an. Es ist ein schönes Haus, das wir gemietet haben. Mit einem großen Garten und einem See", sagte Florentine.
"Endlich sind wir da!", freuten sich Bill und Florian, als sie mit dem Wagen vor dem Haus auf Terschelling hielten. Sie stiegen aus, um sich das Haus anzusehen und nach ihrem Vater Ausschau zu halten.
"Scott kommt gegen fünf Uhr", sagte eine dunkle Stimme aus der Scheune, in die die beiden Brüder hineinschauten. "Hallo, mein Name ist Tom! Mir gehört der Hof. Ich helfe euch mit den Taschen und zeige euch alles."

Janna Hamzah 
(20.3.2000) Tom war 25 Jahre alt, sah aber für sein Alter sehr jung aus. "Mein Vater hat mir den Hof überlassen. Er ist vor vier Jahren gestorben und es war sein größter Wunsch, dass ich den Hof bekomme", sagte Tom, als er die Taschen ins Wohnzimmer stellte. "Wenn ihr etwas braucht, ruft  mich!"
Der Hof war groß und alle Tierarten waren dort zu Hause. Als die drei Feriengäste von dem Rundgang über den Hof zurückkamen, meinte Bill traurig: "Es ist schon halb sechs und Papa ist immer noch nicht zurück."
"Er kommt garantiert, bestimmt ist ihm etwas dazwischen gekommen", beruhigte ihn die Mutter, als sie mit ihm in das Haus ging.
Ein paar Minuten später erschien Florian: "Mama, Bill ist ein Idiot. Der hat meine neue CD verschrammt."
"Gar nicht wahr, Florian spinnt. So wie der mit seinem Zeug durch die Gegend schmeißt", fügte Bill hinzu, "verkratzt das von ganz allein."
"Von wegen. Mama, mach doch mal endlich was, dass der Trottel nicht dauernd an meine Sachen geht. Der denkt, weil er der Älteste ist, kann er sich alles erlauben."
"Moment", schrie die Mutter und sah ihre wütenden Söhne an. "Ihr seid doch wohl nicht ganz richtig im Kopf. Da sitzen wir auf einer schönen Insel und alles, was ihr könnt, ist rumzanken, maulen und meckern. Na, dann geht doch hin und kloppt euch ein bisschen, vielleicht geht es euch dann wieder besser. Und außerdem seid ihr doch alt genug, um eure Streitigkeiten zu regeln."
"Pfff, von wegen schöne Insel!", giftete Florian."Öde ist es hier. Erst schleppst du uns ans Ende der Welt und dann wunderst du dich, wenn wir uns langweilen. Hier ist doch nix los. Keine Disco und kein Kino in der Nähe – es ist einfach zum Mäusemelken."
In diesem Moment kam  Scott durch die Haustür: "Was ist denn hier los?", fragte er. "Man kann euch ja bis Amsterdam hören."
"Das erzähl ich dir später", sagte die Mutter und gab Scott einen Kuss.
Am Abend saßen die Eltern mit einem Glas Rotwein vor dem Haus auf der Bank und hörten dem Grillengezirpe zu, während  Florian und Bill sich lauthals stritten, wieso Glühwürmchen leuchteten und ob nun die Männchen oder die Weibchen ein leuchtendes Hinterteil hätten.
"Tja, die Stimmung ist wirklich nicht berauschend. Ich fürchte, wir müssen uns etwas einfallen lassen", sagte die Mutter.
"Bloß was?", fragte Scott.
"Keine Ahnung. Wie  wär’s denn mit einem Ausflug auf einem Segelschiff nach Haarlem!", schlug die Mutter vor.
"Du liebe Güte. Da gibt es doch wieder keine Disco und Rumlatschen auf dem Schiff ist für die Jungs doch eine schreckliche  Zumutung. Nee, ich habe eine bessere Idee", grinste Scott, "wie wär’s denn mit...........

Winkate Bendig
 
(22.3.2000) ...na ja, ich meine, wie wär’s, wenn wir die Jungen für eine Woche alleine wegfahren lassen? Sie könnten ja zelten, oder so!"
"Das ist eine gute Idee", antwortete Florentine.
Im Haus wurden kurz hintereinander zwei Türen krachend zugeschlagen, danach war alles still im Haus.
"Ich glaube, ich lege mich jetzt auch hin, die Fahrt war schon recht anstrengend. Gute Nacht!" Florentine gab Scott einen flüchtigen Kuß auf die Wange und verschwand im Haus.
Am nächsten Morgen war Tom als erster wach. Er hatte für alle Frühstück gemacht und war schon draußen im Stall die Kühe melken. So nach und nach wurden auch die anderen wach und begaben sich zum Frühstück. Bill kam als letzter und sah auch am zerknittertesten aus. Er schlurfte zu seinem Stuhl und murmelte: "Morgen!"
"Morgen Bill! Komm setzt dich zu uns. Wir wollten euch etwas vorschlagen", begrüßte ihn Florentine.
"Na, dann bin ich aber mal gespannt!", antwortete Florian, der von allen der wachste war.
"Also, gut!", mit diesen Worten griff Scott in das Gespräch ein. "Wir, Florentine und ich, haben uns überlegt, dass ihr vielleicht auch mal etwas alleine machen wollt. Na ja, und da haben wir uns gedacht, dass ihr mal eine Woche alleine wegfahrt. Zelten oder so!"
Bill sagte dazu nur: " Na ja, eine gute Idee ist es ja schon, aber wie sollen wir uns fortbewegen? In welchem Zelt sollen wir schlafen? Na ja, und ernähren können wir uns schließlich nicht nur von Waldbeeren."
Am Tisch brach allgemeines Gelächter aus.
"Nein, natürlich kümmern wir uns um die ganzen Sachen. Ich habe noch zwei alte Räder im Schuppen, mit denen könnt ihr fahren. Außerdem befindet sich dort noch ein großes Zelt", antwortete Scott.
"Ja, das hört sich doch eigentlich ganz gut an. Vielleicht schaffen wir zwei es ja mal, uns eine Woche zu vertragen!", meinte Florian dazu und schlug seinem Bruder freundschaftlich auf den Rücken, der dadurch leicht zusammenzuckte und mit den Augen rollte. Dabei zwinkerte Florian Bill an und Bill wußte sofort, was das heißt! Florian zwinkerte ihm immer zu,wenn er etwas vorhatte, und das war nicht selten.
Nachdem die Jungen alles eingepackt und auf die Räder gebunden hatten, verabschiedeten sie sich von Tom und den Eltern, die ihnen noch 300 Gulden mit auf den Weg gaben.
Nachdem die beiden Brüder ein paar Stunden geradelt waren, machten sie an einer Wiese eine kleine Rast. Sie legten sich in die Sonne und aßen etwas von dem Kuchen, den Florentine ihnen mitgegeben hatte.
Nach einiger Zeit meinte Bill: "Du hast doch etwas vor, oder? Na komm, nun sag schon!"
"Also gut. Ich dachte mir, dass es doch keine schlechte Idee wäre, wenn wir ........

Katharina Flinkerbusch/
 
(25.3.2000) ........ zu einem Campingplatz fahren, wo mehr los ist als hier."
Bill war einverstanden. Da die beiden Brüder die Insel gut kannten, fiel ihnen sofort ein Jugendcampingplatz am anderen Ende von Terschelling ein. Die beiden hatten schon immer dorthin gewollt, doch war es ihnen bisher verboten worden. Florian guckte auf die Karte: "Oh nein, das sind mindestens 25 Kilometer!"
Sie sprangen auf ihre Räder und fuhren noch die Hälfte der Stecke. Schließlich mussten sie Schluß machen, weil es schon dunkel war und sie kein Licht an den Fahrrädern hatten. Sie suchten nach einer geeigneten Stelle, um ihr Zelt aufzubauen. Weil beide sehr müde waren und keine Lust mehr hatten noch länger zu suchen, stiegen sie einfach über einen Zaun neben der Straße und bauten ihr Zelt auf.
Am nächsten Morgen wurde Bill von einem Schnaufen und Muhen geweckt. Als er das Zelt aufmachte, um zu sehen, was los war, sah er einen großen, wütenden Bullen in der Nähe ihres Zeltes stehen. Nun wurde ihm alles klar: sie hatten ihr Zelt gestern abend auf einer Kuhwiese aufgestellt. Er hatte keine Zeit zum Überlegen, denn der Bulle kam schon auf das Zelt zugerannt. Er konnte gerade noch seinen Bruder retten, da zerfetzte der Bulle auch schon das Zelt und ihre Sachen, die sie zurück gelassen hatten. Bill und Florian sprangen schnell über den rettenden Zaun. Florian mußte sich erst einmal von dem Schock erholen und lag hechelnd auf der Straße.
Ein paar Minuten später, als Florian wieder ansprechbar war, fragte Bill:" Sollen wir weiter fahren oder wieder umkehren?"
"Auf keinen Fall zurück", meinte Florian. Wir sind jetzt schon so weit gefahren, da drehen wir doch nicht noch einmal um."
"Aber wir haben doch gar keine Sachen mehr," wandte Bill ein.
"Egal, wir haben doch noch die 300 Gulden".
Plötzlich hörten sie Gelächter und sahen zwei Mädchen in ihrem Alter auf Fahrrädern auf sie zukommen. Eine der beiden rief zu ihnen:"Dumm, wenn man nicht weiß, wo man sein Zelt aufbaut."
Bill rief ihnen nach: "Ha, ha, sehr witzig."
Dann machten sich die beiden auf und fuhren weiter. Sie radelten sehr schnell und erreichten ihr Ziel in gut einer Stunde. Schon von weitem konnten sie laute Musik und Schreien hören. Sie beschlossen, den Tag in den nahegelegenen Dünen zu verbringen und dort auch zu übernachten. Als es langsam dunkel wurde, sahen sie sich auf dem großem Campingplatz um. Plötzlich erkannte Florian die Mädchen wieder, von denen sie morgens ausgelacht worden waren.
"Weißt du was", sagte er zu Bill .........

Jan Graf 
(29.3.2000) ....."da sind ja die Mädchen von vorhin!".
Bill und Florian beobachteten die beiden, bis plötzlich die Mädchen auf sie zukamen: "Hallo, ich bin Heidi und das ist meine Schwester Hanna. Und wer seid ihr?"
"Das ist mein Bruder Bill und ich bin Florian. Nett euch wiederzusehen."
"Danke!" antworteten Heidi und Hanna fast gleichzeitig. Eine Weile unterhielten sich die vier noch und verabredeten sich schließlich für den nächsten Tag. Am nächsten Morgen holten Bill und Florian die beiden Mädchen an ihrem Zelt ab. Gemeinsam fuhren sie zum Strand, um das schöne Wetter zu genießen.
"Ist doch toll hier, oder?", fragte Hanna, die in Florians Alter war.
"Ja, es ist wirklich schön! Besonders mit euch," lachte Bill den beiden Mädchen zu. Am Strand war es voll und die vier mussten sich mit einem kleinen Platz direkt in der Sonne begnügen.
"Fahrt ihr eigentlich immer alleine in den Urlaub?" fragte Florian Heidi und Hanna.
"Nein, nicht immer. Nur wenn wir Lust dazu haben!" erklärte Heidi.
Nachdem die vier sich den ganzen Morgen lang gesonnt hatten, beschlossen sie erst einmal getrennte Wege zu gehen. Hanna ging Florian nicht mehr aus dem Kopf. Er fand sie von Anfang an sympathisch und er hoffte, sie bald wiederzusehen. Bill machte sich inzwischen Gedanken über den weiteren Verlauf der Woche. Schließlich mussten die beiden ja noch mit ihrem Geld ein Zelt kaufen, denn sie konnten ja nicht immer in den Dünen schlafen. Die beiden vertrieben sich den Nachmittag auf dem Campingplatz und gingen gegen Abend in die Dünen. Plötztlich begann es stark zu regnen und den beiden Jungen blieb nichts anderes übrig, als.....

Kerstin Göckler
(1.4.2000) ..... den Strand zu verlassen und das Zelt von Heidi und Hanna auf dem Campingplatz zu suchen. Als sie nach langem Suchen im Dunkeln endlich das Zelt der beiden gefunden hatten, waren sie bis auf die Haut durchnässt. Es war schon spät in der Nacht und die beiden Mädchen waren zuerst nicht wach zu kriegen. Als die beiden Brüder eine der beiden endlich aus ihrem Tiefschlaf geweckt hatten, machte Hanna verschlafen das Zelt auf und schimpfte, wer denn noch so spät in der Nacht von ihnen etwas wolle. Florian zitterte vor Kälte. Mit klappernden Zähnen fragte er, ob er und sein Bruder eine Nacht bei ihnen im Zelt schlafen könnten, da der wilde Bulle ihr Zelt zerfetzt hätte. Deshalb hätten sie keine Schlafstätte und es regnete Bindfäden, so dass sie nicht am Strand schlafen könnten.
Nach einer Weile wachte auch Heidi durch das Gemurmel auf. Sie wollte wissen, was denn los sei und wer mitten in der Nacht etwas von ihnen wolle. Hanna erklärte ihr die ganze Sache und nach kurzer Beratung waren sie sich einig, dass man die beiden Jungs nicht mit ihren nassen Klamotten draußen lassen könnte, da sie sich sonst vielleicht eine Lungenentzündung holen würden.
Hanna und Heidi kramten in ihren Rucksäcken und forderten Bill und Florian auf, die nasse Kleidung auszuziehen. Sie gaben den beiden Jungs Sachen von ihnen. Danach sollten sich die beiden Besucher im Vorzelt einen trockenen Platz suchen, um dort die restliche Nacht zu verbringen.
Am nächsten Morgen wachten die vier fast gleichzeitig auf. Es hatte aufgehört zu regnen und die Sonne stand wieder am Himmel. Zusammen machten sie Frühstück. Die beiden Jungen wollten wieder ihre Sachen anziehen, um in die nächstgelegene Stadt zu fahren und ein neues Zelt zu kaufen. Doch ihre Sachen waren noch nicht trocken und so mußten sie in den Mädchensachen losziehen. Die beiden sahen ziemlich witzig in den Klamotten der Mädchen aus, aber es war immer noch besser, als in den verschmutzten und noch nassen Hosen und Hemden herumzulaufen.
Als sie in der Stadt ankamen.....

Alexander Ahmed 
 
(5.4.2000) ...wurden sie zwar von allen Leuten etwas komisch angeguckt, aber das war Bill und Florian jetzt auch egal. Sie suchten nur nach einem Laden mit Zelten
"In diesem blöden Kaff gibt es noch nicht einmal einen Campingladen", schrie Bill durch das ganze Dorf.
"Sei lieber still und frage einen Fußgänger, wo wir diesen bescheuerten Laden finden", erwiderte Florian auch schon leicht gereizt. In diesem Moment hellte sich sein Gesicht schon wieder auf, denn er sah einen riesengroßen Freizeitladen am Ende der Straße. ‘INTER-CAMP‘ stand auf dem großen, orangefarbenen Schild vor dem Laden.
"Wenn deren Zelte genauso hässlich wie das Schild sind, dann kaufe ich da hundertprozentig keines", meckerte Bill.
"Sei leise und komm mit rein", erwiderte Florian, der schon halb in der Tür stand.
"Kann ich euch helfen", fragte ein Mann auf Holländisch. Florian und Bill guckten sich fragend an. "Eh, yes, eh tent?" stammelte Bill.
"Eh, du Schwachkopf", sagte Florian. "Wir sind hier nicht in England sondern in Holland!"
Dann schaute er den Verkäufer an und fragte: "Können Sie Deutsch?"
"Ja, natürlich", antwortete der Mann und kam etwas näher. "Ich kann sogar etwas Englisch. Ihr wollt also ein Zelt", sagte er grinsend und sah Bill an. Der wurde leicht rot.
"Eh, ja! Aber nicht so teuer, wir haben nur 300 Gulden."
Der Mann lachte. "Wenn ihr nur zu zweit seid, dann braucht ihr gerade mal 80." Er zeigte den beiden ein Iglu-Zelt. Es war hässlich, aber billig.
"Das nehmen wir", sagte Florian und schenkte Bill dabei noch nicht einmal einen Blick.
"Werde ich eigentlich auch noch nach meiner Meinung gefragt", erwiderte Bill.
"Willst du es etwa nicht?", äußerte Florian nur.
"Doch, doch, packen Sie es ein", sagte Bill zu dem Verkäufer, der die kleine Diskussion aufmerksam verfolgte.
"Seid ihr im Urlaub hier?" fragte er.
"Ja, eine Woche", antwortete Bill.
"Die Woche wird verfliegen wie drei Stunden", sagte der Mann und kassierte die 80 Gulden ab. Die Jungs bedankten sich und gingen raus.
"Komm, wir schließen die Fahrräder hier an und holen uns ein Eis", schlug Florian vor.
"Ok", willigte Bill ein und schloss die Räder an. Als sie mit dem Eis in der Hand zum Campingplatz fuhren, sagte Florian: "Jetzt kann ich doch für die restlichen 220 Gulden ein Geschenk für Hanna kaufen, oder?"
Bill fiel fast das Eis aus der Hand. "Spinnst du!!!" schrie er und konnte sich gerade noch auf dem Fahrrad halten. "Du kannst doch nicht soviel Geld für ein Mädchen ausgeben!"
"Mann, das war Spaß", erwiderte Florian und freute sich, daß Bill so darauf angesprungen war. "Aber im Ernst, wir haben die Mädchen gestern mitten in der Nacht geweckt und bei ihnen im Zelt übernachtet. Wir sollten ihnen schon etwas schenken."
"Stimmt", antwortete Bill, "aber dann müssen wir noch mal zurück in die Stadt. Oder ... nein, laß uns doch zum Blumenladen am Platz fahren und dort Rosen holen."
"Oh, ich wußte gar nicht, wie romantisch du veranlagt bist", hänselte Florian. "Aber die Idee ist gut", fügte er dann noch hinzu.
Als sie ankamen, holten sie 15 Rosen. Florian meinte, 15 wäre die Zahl der Liebe. Bill fand das zwar Quatsch, ließ sich aber überreden.
"Komm, wir gehen direkt zu Hanna und Heidi", schlug Bill vor.
"OK", sagte Florian.
Als sie am Zelt ankamen, war keines der beiden Mädchen da. Sie setzten sich vor das Zelt und genossen die Sonne. Während Florian ihre Anziehsachen sammelte, um sie in den Waschraum des Campingplatzes zu bringen, hörten sie laute Stimmen.
"Das sind doch unsere Eltern, oder?", sagte Bill.
Erst lachte Florian nur, aber dann drehte es sich um. Tatsächlich, Scott und Florentine standen vor ihnen...

Felicitas Putschli
 
(8.4.2000) ...Florian und Bill sahen sich an und wussten nicht genau, was sie machen sollten. Scott fragte sie grinsend: "Seit wann tragt ihr Mädchensachen?" Bill und Florian erklärten ihnen die Situation und fragten, was sie hier verloren hätten.
"Wir wollten in die Stadt fahren", erwiderte Florentine besorgt, "und haben das zerfetzte Zelt gesehen. Also dachten wir, dass was passiert sein müsste."
Florian, der leicht geschockt war, bat sie gleichzeitig zu gehen. Florentine und Scott entschuldigten sich für den unerwarteten Besuch. Scott gab ihnen noch etwas Geld und schlug vor, den Besuch hier noch zu verlängern. Bill war ganz begeistert von dieser Idee.
Als Florentine und Scott gehen wollten, kamen im selben Moment die Mädchen: "He Jungs, Lust schwimmen zu gehen?"
Florentine fragte Bill und Florian: "Sind das die Mädchen, die euch die Klamotten geliehen haben?"
"Ja, das sind sie, aber ihr braucht euch keine Sorgenzu  machen" antwortete Florian.
Scott und Florentine sagten kurz Tschüs und gingen genauso schnell wieder wie sie gekommen waren. Hanna und Heidi waren ein bisschen durcheinander, aber sie dachten nicht weiter nach und fragten die Jungs noch einmal, ob sie Lust hätten schwimmen zu gehen. Bill war nicht grade begeistert, doch Florian meinte: "Ja gerne, doch erst kaufen wir uns noch etwas Ordentliches zum Anziehen. Und eine Badehose brauchen wir auch".
Daraufhin schlug Heidi vor, sich am Strand zu treffen. Bill und Florian willigten ein und fuhren sofort los, um schnell wieder da zu sein. Hanna und Heidi machten sich auch langsam auf den Weg zum Strand, wo sie es sich gemütlich machten.
Als Bill und Florian am Strand zurück waren, zogen sie sich schnell die Badehosen an und hüpften ins Wasser. Heidi und Hanna gingen gleich nach. Als die Sonne untergegangen war und es allmählich dunkel wurde, schlug Bill vor zu gehen. Nicht zuletzt, weil es kühl wurde.
Daraufhin entgegnete Hanna: "Wir haben ein Mittel dagegen."
Dabei sah sie Heidi grinsend an. Hanna kramte in ihrer Tasche herum und holte schließlich ein Päckchen heraus, dessen Inhalt einen unverkennbaren Geruch verbreitete: Haschisch. Florian sah Bill fragend an und fragte, was das sei.
Heidi wunderte sich und fragte erstaunt: "Was, jetzt sagt bitte nicht, ihr hättet so etwas noch nie gesehen und ausprobiert!"
Florian überlegte und erwiderte: "Doch, aber ich habe damit aufgehört."
"Was, du hast aufgehört. Nein, wir haben noch nie so etwas probiert und wir wollen auch nichts damit zutun haben", sagte Bill schnell.
"Probiert es wenigstens, bevor ihr dagegen seid," meinte Hanna.
Bill und Florian sahen sich an und sagten gleichzeitig: " O.K, aber wir wollen es nur probieren."
Sie setzten sich hin und rauchten schließlich den Joint. Nach einer Weile wurde es Florian und Bill schlecht und dazu schwindelig. Hanna sah Heidi an und meinte: "Ich glaube es wirkt..."

Elena Singh
 
(10.4.2000) In diesem Moment rückte Florian näher an Hanna heran und sah sie mit großen Augen an. Ihre wunderschönen blonden Haare wehten im Wind und ihre blauen Augen strahlten wie Sterne. Florian fand sie in diesem Augenblick noch schöner als vorher. Selbst ihre Pickel störten ihn nicht mehr.
Florian flüsterte zu Bill: "Was haben die vor? Hanna guckt mich so komisch an! Oder ist das nur Einbildung?"
"Keine Ahnung was die vorhaben", meinte sein Bruder."Die sind plötzlich so geheimnisvoll!"
Hanna trug ihren neuen, blauen Bikini. Sie hatte sich ein Handtuch umgeschlungen, weil es ihr kalt geworden war. Sie stand auf, beugte sich über Florian, und sagte: "Duuu, Flori? Sag mal, hättest du was dagegen, wenn ich dir einen Kuss gebe?"
Florian schüttelte überrascht den Kopf. Da nahm Hanna Florian an die Hand, und sie verschwanden hinter einer Düne. Bill sah ihnen verwirrt nach. Als er merkte, dass Heidi ihn von der Seite ansah, stand er auf und wollte gehen. Aber Heidi hielt ihn fest. "Was ist los?", fragte sie. "Hast du keine Lust bei mir zu bleiben?" Sie zwinkerte ihm zu.
Bill stand auf und rannte weg. Er hastete Richtung Klo. Heidi war ihm gefolgt. Dort angekommen, musste Bill sich übergeben. Heidi bekam einen Schreck. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie lief schnell zu ihm und half ihm auf die Beine, brachte ihn ins Zelt und legte sich neben ihn. Er war ganz blass und er hatte Tränen in den Augen.
"Geht’s wieder?" fragte Heidi besorgt.
Bill nickte. "Mir ging es beim ersten Mal auch nicht anders", meinte sie." Aber das vergeht wieder."
In der Zwischenzeit waren Florian und Hanna in das Mädchenzelt gegangen. Hanna sagte: "Ach, noch mal danke für die Rosen. Echt lieb von euch. Hätte aber nicht sein müssen."
Florian strich Hanna durch die Haare: "Ich hab dich sehr lieb."
Hanna sah ihm tief in die Augen. "Ich dich auch."
Für kurze Zeit war es still. Sie sahen sich bloß an. Da legte Florian seinen Arm auf Hannas Schulter und sie küssten sich. Florians Herz raste vor Aufregung. Auch Hanna war aufgeregt.
Sie zitterte.
"Ist dir kalt?", wollte Florian wissen.
"Ja.", meinte Hanna. Florian nahm den Schlafsack, öffnete den Reißverschluss und deckte Hanna und sich zu. Sie lagen ganz eng beieinander. Hanna streichelte Florian zärtlich an seinem Bauch . Er merkte wie er rot wurde.
"Zum Glück ist es dunkel", dachte er. Florian zögerte ein bisschen, doch dann legte auch er seine Hände auf Hannas Körper. Die beiden verschwanden in einer Welt von Küssen und Zärtlichkeiten.
"Hallo ihr zwei Turteltäubchen!", schrie plötzlich Heidi. Florian erschrak und biss Hanna dabei beinahe in die Zunge.
"Musst du immer stören, wenn es grade am schönsten ist?!", meckerte Hanna sofort drauflos.
"Sorry, tut mir leid. Aber Bill geht’s nicht so gut. Der hat es nicht so gut vertragen", erwiderte Heidi.
"Und deswegen störst du uns?", fauchte Hanna.
"Häbäbäbä! Blöde Kuh!" sagte Heidi und verdrückte sich.
Sie ging zurück zu Bill. Der hatte sich vor das Zelt gelegt und schaute in die Sterne.
"Na, alles wieder O.K.?", fragte Heidi
"Ja", antwortete Bill leise. Heidi legte sich neben ihn. "Florian ist aber ganz schön verknallt."
Bill schwieg. Lange war es still.
"Ich liebe dich", flüsterte Heidi.
Bill schwieg immer noch. Dann sagte er: "Ich hab dich auch sehr lieb. Aber ich möchte lieber nur so mit dir befreundet sein. Schlimm?"
Heidi fing an zu weinen. Bill nahm sie in den Arm und tröstete sie. Er musste die ganze Zeit daran denken, dass sein Bruder jetzt mit Hanna glücklich ist. Sie gingen zusammen an den Strand und setzten sich auf einen Steg. Sie redeten noch bis in die Nacht hinein.
Bis Heidi ankündigte zu gehen: "Ich möchte jetzt lieber alleine sein. Ich gehe schlafen."
Bill blieb am Strand.
Am nächsten Morgen stand Heidi ganz früh auf. Sie wollte am Strand joggen gehen. Die Sonne war gerade erst aufgegangen und der Himmel war rot. Ein paar Sterne waren noch zu sehen. Sie musste wieder an Bill denken. Plötzlich sah sie jemand auf dem Steg liegen. Sie erkannte Bill und lief zu ihm. Er schien noch zu schlafen. Bis sie merkte, dass irgend etwas nicht in Ordnung mit ihm war...

Lisa Jungclaus 
 
(14.4.2000) ... Heidi drehte Bill um und sah, dass sein Gesicht kreidebleich war. Sie bekam einen riesigen Schreck und fing an zu zittern, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Heidi hielt ihm die Finger vor die Nase und merkte, dass sein Atem kaum noch zu spüren war. Sie versuchte ihn zu wecken, indem sie ihm zwei- bis dreimal mit der flachen Hand ins Gesicht schlug. Heidi schüttelte und rief ihn. Aber es blieb alles ohne Erfolg. Sie rief laut um Hilfe, doch es war weit und breit niemand zu sehen. Heidi versuchte verzweifelt Bill aufzuheben und ihn zu Florian und Hanna zu bringen, doch sie war zu schwach.
"Ich muss unbedingt Hilfe holen", dachte sie und rannte los.
Doch der Campingplatz lag ein ganzes Stück entfernt. Sie hatte das Gefühl, dass der Strand nicht enden wollte und das Laufen im Sand wurde immer schwerer. Als sie endlich zu dem Zelt kam, sah sie, dass Florian und Hanna sich zärtlich umarmten. Heidi brach vor Erschöpfung fast zusammen und war in den nächsten Sekunden nicht in der Lage, einen Laut von sich zu geben.
Florian und Hanna bemerkten sie zunächst gar nicht. Die beiden waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Auf einmal fragte Florian erschrocken: "Was ist denn mit dir los?"
Heidi konnte vor Angst kaum sprechen, sie stammelte: "Bill - er, er liegt am Strand. Er ist ganz weiß und gibt keine Antwort. Außerdem atmet er kaum noch.Was, was sollen wir bloß machen? Wir müssen Hilfe holen!" Als Florian das hörte, wollte er zu Bill laufen. Doch Heidi sagte zu ihm: "Warte, ruf erst mal den Krankenwagen an!"
Florian war damit einverstanden und lief zur nächsten Telefonzelle. In dieser Zeit rannte Hanna zu Bill. Heidi blieb, um dem Krankenwagen den Weg zu weisen.
Als der Krankenwagen ankam, stieg ein Arzt aus und sagte:" Hallo, ich bin Dr. Helborg, was ist los?"
Heidi war völlig aufgelöst und erzählte: "Ich bin heute morgen zum Joggen gegangen und dann habe ich Bill am Strand gefunden. Er war ganz blass und atmete kaum noch. Außerdem gab er mir keine Antwort!"
"OK!" sagt Dr. Helborg:" Wie heißt Du?"
"Heidi Schlütter! "
"Und dieser Bill, wie heißt er mit Nachnamen?"
"Ich weiß ihn, ich bin sein Bruder!", mischte sich Florian ein, der vom Telefonieren zurückgekommen war. "Wir heißen Marten."
Florian war ganz aufgeregt und sprach furchtbar laut. Ich habe die Handynummer meiner Mutter mit. Moment, ich gebe sie Ihnen: 0170-3844792. Meine Mutter können wir immer anrufen, sie nimmt extra das Handy überallhin mit."
Während dieses Gespräches waren sie am Unfallort angekommen. Hanna saß weinend neben Bill und stützte seinen Kopf. Dr. Helborg stieg aus und lief mit der Trage und den Sanitätern zu Bill. Nach einer kurzen Untersuchung legten sie Bill auf die Trage und brachten ihn in den Krankenwagen. Als schon eine Tür des Krankenwagens zu war, rief Dr. Helborg Florian zu: "Wollt ihr mitkommen? Dann steigt schnell ein!"
Das ließen sie sich nicht zweimal sagen und stürmten zu dem Wagen. Als sie am Krankenhaus ankamen, stand Florentine weinend und von Scott gestützt an der Eingangstür. Als sie Bill auf der Trage sah, lief sie direkt auf ihn zu und versuchte mit ihm zu sprechen. Doch Bill war immer noch nicht ansprechbar.
Dann fragte der Arzt: "Sind Sie die Mutter dieses Kindes?"
"Ja, ich bin Frau Marten. Was ist mit meinem Sohn los? Ist es schlimm? Können Sie schon etwas sagen?"
"Ich muss ihn erst einmal untersuchen! Warten Sie bitte solange im Wartezimmer."
Florentine fragte Florian, was überhaupt passiert sei. Florian erzählte ihr die Vorgänge am Strand.
Nach anderthalb Stunden kam Dr. Helborg und forderte die Eltern auf mitzukommen: "Gehen Sie bitte mit in das Sprechzimmer. Ich muß Ihnen leider sagen, dass Bill....

Wolfgang Otten
 
(18.4.2000) ....in keinem guten Zustand ist. Wir mußten ihm den Magen auspumpen, da er eine Überdosis Schlaftabletten geschluckt hat.
"Wissen Sie vielleicht einen Grund, warum ihr Junge sich das angetan hat?", fragte Dr.Helborg kühl.
Florentine konnte nicht antworten und brach weinend zusammen. Dr.Helborg gab ihr eine Beruhigungsspritze. Es dauerte ein paar Minuten, dann war sie wieder ansprechbar. Florian war auch ins Krankenzimmer gekommen und nun saßen Scott, Florentine und Florian bangend am Bett. Jeder glaubte zu wissen, warum Bill versucht hatte sich umzubringen. Aber keiner traute sich ein Wort zu sprechen.
Nach einer Stunde wurden sie gebeten zu gehen und sie fuhren traurig und mit den Nerven am Ende zum Campingplatz. Scott und Florentine legten sich erst einmal erschöpft ins Zelt und Florian machte sich auf die Suche nach Hanna und Heidi. Schnell fand er die beiden am Strand. Hanna hatte Heidi im Arm und man hörte sie schon von weitem schluchzen. Leise erzählte er Hanna, was mit Bill passiert war und fragte dann: "Was ist denn mit Heidi los?"
"Sie macht sich totale Vorwürfe und glaubt, dass sie daran schuld ist, dass Bill bewußtlos am Strand lag. Sie hat ihm gestern eine Liebeserklärung gemacht."
Florian saß einfach nur da und starrte in das endlose Meer.
"Habe ich etwas Falsches gesagt?", fragte Hanna vorsichtig.
"Ich weiß nicht, ob..... Nein, ich glaube......es ist doch besser, wenn ich es dir erzähle", murmelte Florian.
"Bill hatte bis vor kurzem eine Beziehung mit einem Mädchen namens Lucie. Du siehst ihr verblüffend ähnlich. Er hat Lucie so geliebt, dass er sie am liebsten sofort geheiratet hätte. Sie hatten schon Pläne für die Zukunft gemacht - mit Kindern und einem Haus am Meer. Ich habe Bill noch nie so glücklich gesehen......! Doch dann...."
"Was?", fragte Hanna.
"Dann hatte sie einen schrecklichen Unfall mit ihrem Auto. Sie hat sich dreimal überschlagen und ist gegen die Leitplanke geknallt. Sie war auf der Stelle tot! Als Bill das erfuhr, wollte er auch nicht mehr leben. Scott und Florentine gaben ihn in eine Therapie. Als aber eine Woche später Lucies Beerdigung war, kam alles wieder hoch. Leider konnten meine Eltern ihm auch nicht helfen. Beide waren mit den Nerven am Ende. Wir haben Lucie alle wirklich sehr gern gehabt."
Bei diesem Satz konnte sich Florian die Tränen nicht verkneifen und lag weinend im Sand. Als er sich einigermaßen gefangen hatte, meinte er: "Ich glaube, die Liebeserklärung von Heidi hat ihm nicht besonders viel ausgemacht, aber er reagiert auf die Worte 'Ich liebe dich' allergisch."
Wieder rollte ihm eine Träne die Wange runter und auch Hanna hätte am liebsten mitgeweint.
"Selbst Scott und Florentine durften ihn in den ersten Monaten nicht in den Arm nehmen, geschweige denn küssen. Jetzt durchlebt er alles noch einmal. Aber glaube mir: Heidi trifft keine Schuld. Bill war ja auch gestern nicht ganz bei Sinnen."
Florian verabschiedete sich schnell mit einem Kuss von Hanna und streichelte Heidi über ihre braunen Locken. Dann sagte er etwas unverständlich: " Ich glaube, ich muss........
Laura Willecke 
 
(25.4.2000) ........erst einmal etwas Abstand gewinnen und weg von diesem Ort.“ Mit diesen Worten drehte sich Florian um und packte das kleine Zelt und die vielen Sachen zusammen. Dann fuhr er mit den Eltern ins Ferienhaus. Es gab eine lange Diskussion, bis Florian die Eltern überredet hatte, ihn alleine ein paar Tage über die Insel wandern zu lassen, um Abstand zu gewinnen. Florentine und Scott verstanden das. Aber sie baten Florian noch zu warten, bis sicher sei, dass es Bill besser ginge. Am nächsten Tag rief Dr. Helborg an und sagte, dass  Bill bald aus dem Krankenhaus entlassen werden würde. Damit hatte Florian die Erlaubnis, einen Marsch über die Insel zu machen. Seine Mutter packte ihm einen Rucksack für ein paar Tage.
Nachdem er drei Stunden gewandert war, setzte er sich auf eine Düne und aß erst mal ein paar Brote. Das Wetter war toll, die Sonne schien und der Himmel war blau. Trotzdem war der Strand an dieser Stelle ganz leer, nur einige Strandläufer liefen an der Wassergrenze auf und ab. Er beobachtete einen der Vögel, der heftig ruckend einen Wattwurm aus dem Sand zog. Die Gischt, das glitzernde Wasser und die schwarz-weißen Federn des Strandläufers war ein schöner Anblick. Florian beruhigte sich. Ob er zu seiner Freundin auf den Campingplatz zurückgehen sollte? Doch dann dachte er, es sei besser, erst einmal alleine zu sein und weiter nachzudenken. Eigentlich hatte er auch ein bißchen Schuld, dass es Bill so schlecht ging.

Florian merkte plötzlich, dass er sehr müde war. Er packte seinen Schlafsack aus und schlief bald ein. Florian wurde ein paar Stunden später durch Stimmen geweckt. Es pickte ihn. Er lag im hohen Gras. Wo war er? Es dauerte einige Zeit, bis er wieder wußte, wo er war. Er war am Strand eingeschlafen. Er richtete sich auf und sah unten am Strand Lichter. Was war das? Plötzlich hörte er ein lautes Krachen. Das hörte sich an, als sei eine metallene Kiste aufgeplatzt. Jemand fing an zu fluchen und zu streiten. Florian verstand aber nichts. Die Stimmen waren zu weit weg, außerdem sprachen die Männer holländisch. Florian überlegte, ob er nicht einfach an den Strand gehen sollte, doch er hielt es für besser, auf der Düne zu bleiben. Nach kurzer Zeit gingen einige Motoren an und zwei kleine Boote fuhren aufs Meer hinaus. Die Sonne ging langsam auf, deshalb sah Florian, dass die beiden Fahrzeuge zu einem größeren Fischkutter fuhren. Es waren unten am Strand noch ein paar Männer und ein Auto. Sie luden etwas ein. Plötzlich sah Florian einen der Männer auf sich zukommen. Sein Herz pochte und er rannte weg ...........


Boris Rottmann
 
(1.5.2000)... Er rannte eine gute halbe Stunde, bis er zu einem  alten Haus kam. Er lehnte sich an einen Baum und verschnaufte. Florian drehte sich um, um zu sehen, ob ihn jemand beobachtete. Doch es war niemand zu sehen. Er kramte in seinem Rucksack und fand seinen Kompass und eine topographische Landkarte von Terschelling. Er suchte darauf nach einem abgelegenen Haus, das ca. drei Kilometer vom Strand entfernt lag. Plötzlich zuckte er zusammen, er hörte wieder Männerstimmen. Florian kletterte schnell auf den Baum und konnte dadurch alles gut beobachten. Mehrer Autos fuhren vor, Kisten wurden ausgeladen und in das Haus gebracht. Stille.

“Oh, Scheiße, wo bin ich denn wieder reingeraten? Das sieht nach Ärger aus“, sprach er  zu sich selbst.

Florian nutzte die Stille, um erneut auf der Karte nach dem Haus zu schauen. “Da ist es“, rief er laut und hätte sich am liebsten selbst geschlagen. Er sah, wie ein Mann aus dem Fenster mit der zerbrochenen Scheibe guckte und den Kopf schüttelte: “Wir müssen uns verhört haben, da ist niemand, die Luft ist rein, wir können weitermachen.“
“Glück gehabt!“, dachte Florian, “Das sieht mir arg nach Schmuggel aus. Also das Haus liegt fünf Kilometer vom Jugendcampingplatz entfernt. Am besten ich mache mich gleich auf den Weg, wenn diese Schmuggler weg sind, um mit Hanna und Heidi darüber zu reden. Vielleicht kommen sie dann mit und helfen mir den Schmugglern, Beine zu machen. Schade, dass hier keine Telefonzelle ist, sonst könnte ich Bill anrufen und fragen, ob er Lust hätte, uns zu helfen. Ein bisschen Abwechselung täte ihm ja auch gut.“

Zur gleichen Zeit kam Bill aus dem Krankenhaus nach Hause: “Wo ist denn mein Bruder? Ist er noch auf dem Campingplatz?“
“Nein, er wollte Abstand gewinnen und macht eine Wanderung über die Insel", erklärte Florentine. "Mich beunruhigt, dass er sich noch nicht gemeldet hat. Hättest du denn auch Lust zu wandern? Vielleicht trefft ihr euch ja?“
“Gute Idee, ich muss eh noch mit ihm reden. Ist Daddy damit einverstanden?“, fragte Bill erfreut und raste die Treppe nach oben, um seine Sachen zu packen.
“Sicherlich! Willst du denn mein Handy mitnehmen - falls es Probleme gibt?“, rief seine Mutter ihm hinterher.
“Immer doch“.
Nach einer Stunde war alles gepackt und es konnte losgehen.
“Tschüss dann. Macht es gut! In welche Richtung ist denn Florian gegangen?“, rief Bill seinen Eltern zu.
Scott zeigte ihm die Richtung.

In der Zwischenzeit waren die Männer aus dem Haus gegangen und Florian erkannte unter ihnen Tom. Er erschrak. Denn damit hatte er nicht gerechnet. Als sie abgefahren waren, kletterte er vom Baum und schlich um das Haus. Das Holz war schon voller Moos, die meisten Fenster waren zerbrochen, nur ein Raum hatte ganze Scheiben. Dieser Raum hatte auch Vorhänge und Möbel. Dort stand ein Schreibtisch und eine Sitzgruppe. Nach etwa zehn Minuten ging er Richtung Campingplatz. Der Himmel zog sich zu. Es regnete "cats and dogs", aber Florian schaffte es auf Grund seines eisernen Willens bis zum Jugendcamp. Er nahm das bisschen Kleingeld, das er bei sich trug und rief aus einer Telefonzelle das Handy seiner Mutter an. Bill meldete sich und erklärte ihm kurz, dass er ihn suchen würde. Florian erzählte ihm sein Abenteuer und bat ihn, zum Campingplatz zu kommen.
Anschließend ging er zum Zelt der Mädchen.
“Wie siehst du denn aus?", fragte ihn Hanna. "Du bist ja nass wie ein Pudel! Wessen Kleidung willst du denn dieses Mal haben? Nein, jetzt mal im Ernst, wo kommst du denn her?“
“Ich bin gewandert, um über alles nachzudenken und habe eine seltsame Entdeckung gemacht ...


Anna-Elena Stoehr
(6.5.2000) .... In diesem Moment kam auch Heidi herein und wieder fiel ihm auf, wie sehr Heidi Lucie ähnelte - mit ihren langen, braunen, gelockten Haaren und ihren dunkelblauen Augen.
"Ja, was hast du denn nun für eine Entdeckung gemacht?" riss Hannah ihn aus seinen Gedanken.
"Wovon redet ihr beiden bitte schön?", fragte Heidi leicht genervt.
"Florian ist gewandert", antwortete Hannah, "und auf einmal hat er eine merkwürdige Sache beobachtet." Leicht eifersüchtig fügte sie hinzu: "Aber als du hinzukamst, hat es ihm die Sprache verschlagen!"

Florian setzte sich neben Hannah, drückte sie an sich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Danach meinte er: "Wisst ihr was??? Gleich müsste Bill kommen und damit ich die Geschichte nicht doppelt und dreifach erzählen muss, warten wir auf ihn."

Heidi und Hannah waren damit einverstanden. Und während Hannah Florians nasse Klamotten aufhängte, fuhr Heidi noch schnell frisches Brot und Käse einkaufen. Zwei Stunden später kam Bill an. Sichtlich erschöpft und blass. Seine blonden, kurzen Haare klebten schweißgetränkt an seiner Stirn. Heidi legte ihn besorgt auf ihre Isomatte. Hannah brachte ihm etwas zu trinken. Kaum hatte er das Glas ausgetrunken, schlief er auch schon erschöpft ein.
Florian meinte: "Na, das war ja eine lange Begrüßung. Ich glaube, mit Bill ist in nächster Zeit wohl nicht soviel anzufangen. Am besten ist es wohl, wenn ich euch langsam mal erzähle, was ich erlebt habe.
Heide und Hannah nickten. Bill schlief seelenruhig weiter. Florian erläuterte den beiden seine abenteuerliche Geschichte. Da es schon spät in der Nacht war, vereinbarten alle, dass Bill mit Heidi im Mädchenzelt übernachtete und Hannah und Florian im Zelt der Jungen.

Am nächsten Morgen ging es Bill schon besser. Heidi brachte Bill das Frühstück ans "Bett" und bat vorher Heidi und Florian, sie nicht zu stören.
"Na, wie geht's dir?"
"Besser! Und dir?"
"Ganz gut. Danke."
"Hör zu!", sagte Heidi. "Ich wollte dir nur sagen, dass es mir leid tut, dass Lucie bei dem Unfall gestorben ist. Aber ich finde, es ist noch lange kein Grund sich umzubringen. Als ich vierzehn Jahre alt war, starb meine Mutter, mir ging es so ähnlich wie dir. Ich kann dich gut verstehen."
Heidi holte tief Luft und legte ihren Arm über seine Schultern: "Ich dachte damals auch, ohne sie hätte mein Leben keinen Sinn mehr. Das Leben geht weiter. Du bist 17!!!! Willst du dein ganzes Leben damit verbringen, Lucie nachzutrauern? Versuch doch mal, dich auf was Neues einzulassen. Das heißt nicht, dass ich dich in eine Beziehung mit mir drängen möchte. Ich liebe dich, das weiß ich. Ich würde an deiner Stelle nicht versuchen, deine zukünftigen Freundinnen mit Lucie zu vergleichen. Ich sehe Lucie vielleicht äußerlich ähnlich, aber ich bin ein ganz anderer Mensch. Ich lernte auch, meine 'neue Mutter' zu lieben. Es ist eine andere 'Liebe', als zu meiner richtigen Mutter, aber trotzdem fühle ich mich geborgen und akzeptiert. Denke darüber nach!!!"

Sie drückte ihm einen leichten Kuss auf die Wange und ging hinaus. Eine halbe Stunde später trafen sich alle vor dem Mädchenzelt. Nun wurde auch Bill von Florians seltsamer Entdeckung unterrichtet. Danach berieten sie ihre nächsten Schritte. Doch Bill war nicht ganz bei der Sache. Zu sehr beschäftigte ihn der Unfall von Lucie, die Ähnlichkeit zwischen Heidi und Lucie und vor allen Dingen das Gespräch mit Heidi im Zelt.

Plötzlich riss Florian ihn mit seinem Schrei aus seinen Gedanken: "Ich hab's!"
"Was hast du?", riefen die anderen wie aus einem Mund.
"Passt auf, ich habe einen Plan, und zwar...


Elena Orti
 
(17.5.2000) ..dass wir uns das Haus doch mal genau angucken und sehen, was die Männer und Tom dort umgeladen haben.
"Nein" sagte Bill, "wir rufen einfach die Polizei und du erzählst, was du gesehen hast. Die Polizei soll sich darum kümmern."
 "Was ist, wenn sie nur Tulpen oder so etwas verladen haben? Wir haben doch gar keine Beweise! Außerdem, was soll schon passieren?", erwiderte Florian.
"OK, aber wir nehmen das Handy mit, falls es  Probleme geben sollte."
 "Dann gehen wir morgen früh sofort nach dem Frühstück los, damit es nicht zu spät wird und wir noch vor Sonnenuntergang wieder hier sind", schlug Florian vor.
"Ihr ruft die Polizei, wenn wir nach Sonnenuntergang nicht wieder hier sind und ihr uns nicht mehr auf dem Handy erreichen könnt", erwiderte Bill zu Heidi und Hanna.
Heidi und Hanna sahen Bill und Florian lächelnd an und meinten leise: "Ähm, wir dachten, wir können mitkommen!"
"Nein", antworteten Bill und Florian fast erschrocken  und fragten, ob sie sich abends im Zelt von Hanna und Heidi treffen sollten.

Dann gingen sie zu ihren Zelten. Als Bill und Florian ins Zelt von Hanna und Heide kamen, sprachen sie kein Wort miteinander, bis Florian fragte, was denn los sei.
Hanna antwortete: "Wir hatten eigentlich vor mit zu kommen. Oder haltet ihr das etwa für zu gefährlich für uns? Wir sind doch keine kleinen Kinder mehr, oder?"
"Ja, das ist zu gefährlich für euch, außerdem sind wir zu zweit schneller und wenn wir nach Sonnenuntergang noch nicht hier sind, brauchen wir jemanden, der die Polizei holt", erwiderte Bill.
"Leck mich doch, du Macho! Und hau ab!", schrie Hanna.
Bill ging und Florian folgte ihm ins Zelt, wo sie noch bis tief in die Nacht diskutierten.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück ging Bill ins Zelt von Hanna, um sich  zu entschuldigen und um sie zu fragen, ob sie mitkommen wollen. Hanna umarmte Bill und gab ihm einen Kuss. Dann gingen sie los, um das Haus zu erkunden.. Nach anderthalb Stunden Marsch konnten sie das Haus schon sehen und entschlossen sich, das Haus aus der Nähe anzuschauen. Bill rannte vor, um festzustellen, ob im Haus jemand war. Es war leer. Er rief nach Florian, Hanna und Heide. Als sie vor dem Haus standen, suchten sie nach einer Möglichkeit, ins Haus zu kommen. Da die Tür verschlossen war, schlug Hanna vor, durch ein offenes Fenster zu klettern. Als sie im Haus standen, suchten sie vergeblich nach irgendwelchen Kisten. Aber sie fanden nichts, bis Bill über eine Kante im Boden des Hauses stolperte. Florian guckte sie sich genau an und fand einen in den Boden eingelassenen Griff. Florian hob den Deckel hoch und ging eine Treppe hinunter. Er kam in ein kleines Lager, wo überall kleine weiße Tütchen lagen.
"Bill, ich glaube, wir haben ein großes Problem. Komm mal runter!", rief Florian panisch. Gerade als Bill die Treppe heruntergehen wollte, hörte er Autogeräusche...


Daniel Kirschbaum
 
(28.5.2000) ...Bill`s Atem stockte. Als er sich besann, rief er Florian zu, was er gehört hatte. Jetzt mussten sie schnell handeln. Bill forderte Heidi und Hanna auf, sich mit Florian hinter ein paar großen Kisten zu verstecken. Er würde sich nach einem anderen Versteck umsehen. Verzweifelt und unter Zeitdruck fand er gerade noch rechtzeitig eine Abstellkammer, als er hörte, dass die Tür aufgeschlossen wurde.

In der Zeit hatten auch Heidi und Hanna ein Versteck hinter mehreren aufgestapelten Kisten gefunden. Es machte ihnen Angst, zu wissen, dass das nichte das sicherste Versteck war. Und was war dann? Florians Anwesenheit dämpfte ihre Angst ein wenig. Er hatte sich in ihrer Nähe hinter einem Regal versteckt. Aber wo war Bill?

Die Abstellkammer, in der sich Bill befand, hatte keine Fenster. Es war sehr dunkel dort. Mutig entschloss er sich, durch das Schlüsselloch zu gucken. Er sah, wie drei Männer den Raum betraten. Einer von ihnen war auffallend hager. Er war mit einem Pullover und Shorts bekleidet. Die Augen waren hinter dunklen Brillengläsern verborgen. Er sah zum Fürchten aus. Die anderen waren eher von kräftiger Statur. Bill hatte plötzlich das Gefühl, es würde etwas Entscheidendes passieren. Flüchtig musste er an die anderen denken. "Wie mag es ihnen wohl ergehen? Wie geht es Heidi? Hatte sich seit ihrem letzten Gespräch etwas verändert? Bedeutete sie ihm jetzt wesentlich mehr? Begann er sich in sie zu verlieben?"

Schon hörte er, wie mehrere Fahrzeuge vor dem Haus anhielten, Autotüren schlugen und die Haustür, die etwas knarrte, öffnete sich. Jetzt betraten mehrere Männer den Raum. Sie waren elegant gekleidet und trugen Sonnenbrillen. Bill hörte nur Wortfetzen wie ....Waffen....Drogen....
Übergabe....Geld. Aus ihrem Gespräch konnte er entnehmen, dass eine große Übergabe stattfinden sollte. Um die Worte besser verstehen zu können, presste er sein Ohr gegen die Tür. Jetzt wurde Bill hellhörig...


Thomas Lück
 
(5.6.2000) Wie Bill dem Gespräch der drei Männer entnehmen konnte, wartete der Boss schon ungeduldig auf sie mit der nächsten Ladung Drogen am anderen Ende der Insel. Bill traute seinen Augen kaum, als er unter den Männern Tom erkannte. Es ging ihm immer wieder dieselbe Frage durch den Kopf: "Was hat Tom mit der ganzen Sache zu tun?"
Plötzlich erwachte er aus seinen Gedanken, als ein Handy anfing zu klingeln. Bill fing an zu zittern, als er daran dachte, dass es vielleicht das Handy seines Bruders sein könnte. Einer der beiden anderen Männer zog hektisch sein Handy aus der Hosentasche und nahm ab. Man hörte das laute Fluchen eines Mannes am anderen Ende der Leitung. Als das Gespräch beendet war, befahl der Kerl, der telefoniert hatte, Tom und dem anderen Typen, dreißig der ungefähr zweihundert Päckchen aus dem Lager zu holen und in den Koffer zu packen und danach schleunigst zu verschwinden.

In der ganzen Aufregung hatte Bill Florian, Heidi und Hanna vergessen, die noch immer hinter den alten Kisten hockten. Ganz vorsichtig versuchte er, einen kleinen Spalt der Türe zu öffnen. Doch er scheiterte. Ein kleiner Stein, der sich unter die Türe geklemmt hatte, verursachte ein Geräusch, das nicht zu überhören war. Tom und die zwei Männer waren aufmerksam geworden und schlichen sich zu der Türe des Abstellraumes.

Florian zitterte sich in seinem Versteck regelrecht einen ab. Heidi und Hanna liefen schon die ersten Tränen die Wange hinunter. Florian bemerkte, dass die Männer mit dem Rücken zu den Kisten und zu dem Regal standen, hinter dem er sich versteckt hatte. Er könnte sie von hinten anfallen. Das einzige Problem war, dass die Männer bewaffnet waren. Doch er zögerte nicht, seinem Bruder zu helfen. Schnell gab er den Mädchen zu verstehen, dass er seinem Bruder helfen wollte und dass sie bei DREI schnellstens abhauen sollten, um die Polizei zu verständigen. Leise zählte Florian bis drei, hechtete  zu dem Tisch in der Mitte des Raumes und bewaffnete sich mit einer Pistole. Die Mädchen nutzten den Überraschungseffekt aus und waren in der Zwischenzeit abgehauen, um Hilfe zu holen. Bevor die Männer die Türe öffnen konnten, hatte es Bill schon getan. Tom stand fassungslos da und wusste nicht, wie er handeln sollte.

Florian schrie nur noch: “Hände hoch, ihr Mafiosi!!!"

Dabei hielt er einem der beiden Männer die Waffe an den Kopf. Bill sah seinen Bruder schockiert an und murmelte leise zu Tom, dass er sie lieber gehen lassen sollte, da sowieso bald die Polizei aufkreuzen würde. Der schenkte Bill aber keinen Glauben und das ständige Drohen von Florian nahm er nicht ernst. Einer der beiden kräftigen Männer versuchte, Florian zu beschwichtigen. Doch der drohte abzudrücken. Noch nie hatte Bill seinen Bruder so voller Angst und Hass zugleich gesehen und irgendwie bereitete ihm das Sorgen. Plötzlich klingelte wieder ein Handy. Diesmal war es Florians. Mit zitternder Hand zog er es aus der Tasche, mit der anderen zielte er auf einen der Männer. Er nahm ab. Es meldete sich eine vertraute Stimme. Es war Hanna, die ihm mitteilte, dass die Polizei schon auf dem Weg sei und dass sie noch einige Minuten warten müssten, bis sie eintreffe. Auf einmal nutzte der bedrohte Mann Florians Unaufmerksamkeit und trat ihm die Waffe aus der Hand. Florian versuchte noch, das Handy in seine Jackentasche zu stecken, doch es fiel ihm auf den  Boden. Bill bemerkte, dass Tom nicht aufpasste und verpasste ihm einen heftigen Kinnhaken, so dass Tom sofort bewusstlos wurde. Jetzt waren es nur noch zwei Gegner, die zu überwältigen waren. Bill sah, wie Florian aus der Nase blutete und schon ziemlich erschöpft war. Gerade als er Florian helfen wollte, schlug der Mann ihn nieder und Florian blieb regungslos auf dem Boden liegen. Bill stieß einen heftigen Schrei aus: “Florian!"
Bill merkte, wie der Hass in ihm sich wie ein Feuer ausbreitete. Jetzt war er auf sich allein gestellt.........


Massimo Meringolo
 
(19.6.2000) …Die beiden Männer gingen auf Bill zu. Sie sagten ihm, wenn er ganz ruhig wäre, würden sie ihm nichts tun. Dies taten sie aber mit einem auffälligen Lächeln im Gesicht. So dachte sich Bill sofort, dass er versuchen müßte abzuhauen. Also rannte er los. Da die Männer aber schneller und kräftiger als Bill waren, schnappten sie ihn und fesselten ihn auf einen Stuhl in der Abstellkammer. Direkt neben ihn setzten sie seinen Bruder Florian.

Bill versuchte krampfhaft, seinen Bruder wieder wach zu bekommen. Er trat gegen den Stuhl und schrie ihn an. Nach etwa 10 Minuten wachte Florian dann endlich auf.
„Hey Bill, wo sind wir?“, waren seine ersten Worte.
Bill antwortete: „Wir sind immer noch bei diesen Mafiosi.“
Plötzlich kam einer der Männer zu den beiden und sagte ihnen, dass sie ruhig sein sollten, sonst würde er dafür sorgen, dass sie es werden. Die beiden Brüder guckten sich erschrocken an und wurden sofort still.

Der Mann verließ den Raum wieder, verschloss die Tür und ging zu seinem Freund. Da die Tür aber nur aus Holz war, konnten Bill und Florian verstehen, worüber sich die beiden unterhielten.
 „Mensch Bruno", begann einer der beiden, "wie konnte denn das noch so kurz vor dem Deal passieren? Hast du nicht aufgepasst, als du nach dem Einkaufen zurückgekommen bist?“
„Och Kalle, du weißt doch ganz genau wie ich bin.“
„Ja genau, deshalb frage ich dich ja. Aber jetzt erst mal etwas anderes: Wie geht es Tom?“
Kalle meinte: „Der wird schon wieder. Er ist erst mal nach draußen gegangen, um frische Luft zu schnappen. Jetzt lass uns aber mal wieder unseren Geschäften nachgehen. Wir müssen noch mindestens 20 Tüten Stoff abwiegen.“

Bill und Florian bekamen allmählich große Angst. Bill sagte zu Florian, daß er sich gleich vor Angst in die Hose machen würde. Florian meinte, dass er auch Angst habe, aber man müsse sich ja nicht direkt in die Hose machen. Schließlich hätten Hanna und Heidi ja die Polizei benachrichtigt.

„Wenn sie die Polizei benachrichtigt haben", erwiderte Bill flüsternd, aber energisch, "warum sind sie noch nicht hier? Es wird ja wohl nicht Stunden dauern, bis sie hier eintreffen!“
„Ich weiß auch nicht, warum das so lange dauert. Aber sie werden jeden Moment hier ankommen,“ erwiderte Florian.

Und tatsächlich. Es war Tom, der zurückkam und rief: „Bruno, Kalle, schnappt euch schnell eure Waffen und kommt mit. Irgendeiner hat tatsächlich die Bullen alarmiert.“

Die beiden guckten sich einen Moment lang an und nahmen dann ihre Waffen und gingen mit zur Tür.Florian und Bill hörten auch schon kurz danach die Sirenen der Polizeiwagen. Sie begannen laut um Hilfe zu rufen. Bruno reagierte direkt auf die Rufe. Er rannte zu den beiden, um ihnen auch noch den Mund zu verbinden. In der Hektik rutschte er aber aus, als er wieder zu seinen Kumpeln laufen wollte. Dabei verlor er ohne es selbst zu bemerken sein Messer. Bill sah dies und hüpfte mit dem Stuhl zu dem Messer. Florian wunderte sich zuerst, sah dann aber, was sein Bruder vor hatte. Bill hob das Messer geschickt mit Hilfe seiner Beine auf und versuchte es seinem Bruder zu geben. Dieser hüpfte unter Schmerzen zu ihm. Er schaffte es, sich mit dem Messer die Fesseln zu lösen. Als er dies geschafft hatte, befreite er seinen Bruder.

Um das Haus herum hatte sich die Situation zugespitzt. Es war von der Polizei umstellt worden. Die drei Dealer überlegten genau, was sie machen sollten. Plötzlich hörte die Personen im Inneren des Hauses: „Hier spricht die Polizei. Kommen Sie mit erhobenen Händen raus! Dann wird Ihnen nichts passieren.“

Doch niemand reagierte. Daraufhin wiederholte die Polizei: „Wenn Sie in einer Minute nicht das Haus verlassen, sind wir gezwungen, das Haus gewaltsam zu stürmen.“

Da hatte Kalle eine Idee: „Wenn ihr den Versuch macht, das Haus zu stürmen", rief er, "erschießen wir die beiden Jungen.“
Er ging zu den beiden, um sie zum Eingang zu holen. Als er in den Raum hineinkam, sah er gerade, wie Bill durch eine Öffnung fliehen wollte. Kalle erwischte Bill noch am Fuß und zog ihn zurück.

Bill schrie seinem Brüder hinterher: „Hilfe Florian, ich werde festgehalten!“

Florian rief panisch: „Bill, ich komme bald wieder, halt noch ein bißchen durch!"

Dann verschwand er. Kalle fesselte Bill so fest, dass es ihm fast das Blut abdrückte. Wieder zurück bei seinen Kumpanen, meinte Kalle: „Die beiden Mistkerle haben es geschafft, sich zu befreien. Ich konnte gerade noch verhindern, dass sich die beiden zusammen aus dem Staub gemacht haben.“

„So ein verdammter Mist!“, maulte Tom „Jetzt haben wir doch nicht mehr so ein großes Druckmittel. Aber egal, wir müssen ruhig bleiben.“

Bruno ging noch mal zu Bill und drohte: „Also Kleiner, du bist jetzt am besten ganz ruhig. Wenn du mich nämlich jetzt nach dieser beschissenen Aktion noch mal aufregst, kann etwas Unangenehmes passieren. Ich habe hier in meiner 45er nämlich sechs kleine Freunde, die schneller laufen können als du.“

Bill nickte mit Schweißperlen auf der Stirn. Draußen berichtete Florian noch unter Schock der Polizei, wie viele Dealer sich in dem Haus aufhielten. Er sagte auch, dass sein Bruder noch immer gefangen gehalten werde. Hanna und Heidi liefen direkt zu Florian. Danach machte die Polizei den Dealern ein neues Angebot. Es lautete:


Kai Merzenich
 
(26.6. - Schluss) „Lasst den Jungen frei und ihr könnt mit dem Wagen fliehen!"

Die zwei Männer saßen nun am Tisch und beredeten, wie es weiter gehen würde. Kalle ging zur Tür, mit der Pistole in der Hand. Er sah nicht wie einDealer aus. Er trug eine zerrissene Jeans und sein T-Shirt war braun vor Schmutz, seine Finger waren dreckig, seine Haare ungekämmt und lang und ein junger, frischer Bart sproß ihm am Kinn. Seine Schuhe boten überhaupt keinen erfreulichen Anblick.

Bills Arme taten schon weh, weil sie zu fest gefesselt waren. Er war müde und hatte Angst. Er dachte nur noch an seine Zukunft. Würde er überleben? Was würde aus Heidi, Florian und seinen Eltern werden?

Kalle nahm sein Handy und telefonierte mit dem Boss. Bruno stand daneben und hörte zu. Sie vereinbarten einen Treffpunkt am Ufer. Dort würden sie mit einer Yacht nach Ameland fliehen. Was sie mit Bill machen sollten, sagten sie nicht.

Bill hatte ganz genau zugehört, was die beiden sagten. Plötzlich kam Kalle auf ihn zu und sagte: "Hey Alter,du hast verdammt viel Glück gehabt, dass wir noch abgewartet haben, bis die Bullen einen Deal gemacht haben, sonst würdest du deine Familie nie wiedersehen.“

Sie packten alles, nahmen Bill die Handschellen ab und gingen mit ihm raus. Kalle hatte ihm die Pistole an den Rücken gehalten und Bill war sich sicher, dass er auch abdrücken würde.

Florian merkte, wie ihm heiß wurde. Er stand da und konnte nur zusehen, wie sein Bruder bedroht wurde. Er hatte Angst, dass er seinen Geburtstag nicht feiern könne.

Bruno rannte nun zu dem Fluchtwagen hin, Kalle lief mit Bill hinterher. Plötzlich hörten sie einen Schuß. Ein Polizist hatte auf Bruno geschossen. Kalle stand nun alleine da. Bill spürte, wie er innerlich vor Wut kochte. Da verlor er vollends die Beherrschung. Die Vorstellung, dass er diesem Mistkerl ausgeliefert war, machte ihn wahnsinnig. Dann geriet alles außer Kontrolle.  Kalle richtete die Pistole auf Bill, er traute seinen Augen nicht. Der war total durcheinander und wusste nicht mehr, was er tat. Er warf sich auf ihn und versuchte, Kalle die Pistole abzunehmen. Ein Schuß ging los, Bill krümmte sich und stürzte zu Boden. Dann geriet Kalle in Panik. Er ließ die Pistole fallen, stieg in den Wagen und fuhr nur noch los. Die Polizei fuhr hinterher. Bill lag am Boden und rührte sich nicht. Überall war Blut. Die Familie stand um ihn herum, während Florian den Arzt anrief.

Stunden später saßen alle im Krankenhaus und konnten nur hoffen, dass er durchkäme. Der Arzt kam auf die Familie zu und sagte: "Wir haben alles versucht, aber die Hilfe kam zu spät. Der Junge hat viel zu viel Blut verloren. Er ist vor 12 Minuten gestorben.“

Im Gang war alles still. Die ganze Familie brach in Tränen aus. Sie konnten es nicht fassen, dass sie Bill verloren hatten. Heidi lief heulend aus dem Krankenhaus und Hanna lief ihr hinterher. Die Familie verbrachte die ganze Nacht bei Bill, in der Hoffnung, dass er wieder aufstehen würde. Am nächsten Tag erfuhr die Familie, dass der Dealer entkommen konnte. Die Drogen wurden aber verbrannt. Für Florian waren es die schlimmsten Ferien gewesen, die er je gemacht hatte.

Sie fuhren sofort am nächsten Tag wieder nach  Hause. Bill wurde eine Woche später beerdigt. Florian dachte erst gar nicht an seinen Geburtstag. Der Kontakt zwischen Florian, Heidi und Hanna brach für immer ab. Doch sie werden Bill nie vergessen.


Winkate Bendig
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